Die Zeit in PSL (die Abkürzung wird wohl noch ein paar mal kommen – steht für Port St. Louis du Rhône und ist somit etwas einfacher zu schreiben 🤓) kommt uns schon so weit weg vor, obwohl es ja erst 17 Tage her ist, seit wir bzw. Nai’a eingewassert haben. Davor gab’s viel zu tun und zu planen.

Arbeitslager in PSL

Bevor wir im Mai in PSL starten konnten, gab es während den Monaten zuvor einiges an Nai‘a zu tun. Zuerst verbrachte ich zusammen mit Franz 11 Tage in PSL, wo wir jeden Tag am Schiff arbeiteten. Er hat mich in alle Arbeiten und Tätigkeiten eingeführt, mir alles gezeigt und erklärt, so dass ich mich wie als Lehrling fühlte. Das war eine super spannende und insb. lehrreiche Zeit für mich, da wirklich viele der Tasks komplett Neuland für mich waren. Leider wurden wir in diesen 11 Tagen bei weitem nicht mit all dem fertig, was wir eigentlich wollten – so liessen wir das Schiff dann (wegen Regen) spontan so sein wie es war und fuhren zurück in die Schweiz. Im März gingen wir erneut für 8 Tage nach Südfrankreich und schlossen die meisten Arbeiten zusammen ab – zumindest alle diejenigen, für welche ich Franz brauchte. Danach war es dann an Tanja und mir, den Rest selber zu bewältigen – und so fuhren wir im April zum ersten Mal gemeinsam nach PSL, um geplante zwei Wochen dann deren drei werden zu lassen und zu werkeln. Zu Beginn war es für Tanja ein kleiner Schock, da sie das Schiff natürlich noch nie in dem Zustand gesehen hatte, in dem es zu dieser Zeit war (gelinde ausgedrückt: eine Baustelle). Überall lag Werkzeug rum, alles war staubig und schmutzig und diverse Tätigkeiten waren WIP (work in progress). Kein besonders schöner Anblick, wenn man sich das Schiff sonst in kristallklarem Wasser und (mehr oder weniger) geputzt gewohnt ist. Der erste Schock hatte sich dann aber doch relativ zügig verflüchtigt und wir konnten sehr produktiv die offenen Punkte zusammen abarbeiten. Dabei versuchte ich so gut es ging, mein gelerntes Wissen weiterzugeben, was mir m.E. einigermassen gut gelang.

Tätigkeiten

Bei den erwähnten Arbeiten ging es u.a. um folgende Dinge: Motorenwartung (Ölwechsel, Impellerwechsel, Diesel-/Ölfilter-Wechsel, Saildrive Ölwechsel), Holdingtanks putzen (das sind die 💩-Tanks), Borddurchlässe wechseln (überall dort, wo es unter der Wasserlinie ein Loch im Schiff hat und Wasser entweder rein oder raus muss), Unterwasserschiff komplett schleifen und für den Neu-Anstrich vorbereiten, Streichen des Unterwasserschiffs mit Copper-Coat (Epoxid-Kupfer-Mischung, welche anstelle von Anti-Fouling aufgetragen wird um ungewünschten Bewuchs im Wasser zu verhindern/vermindern), Segel zur Reparatur zum Segelmacher bringen, Aussenborder revidieren lassen, Rettungsinsel & Feuerlöscher zur Revision geben, Wassermacher dito, Autopilot Steuerung ausgebaut und Ersatzteile gesucht, Winschen auseinandernehmen & putzen, Bilgen putzen, Dusche Abfluss neu platzieren, WC’s ersetzen, innen & aussen alles putzen, undichte Luke ausbauen und neu abdichten, Traveller-Klemme gewechselt, ausgerissene Furler-Leinen-Klemme neu montieren, gebrochener Mast des Windgenerators reparieren, kaputte Badeleiter reparieren lassen, alte Solar-Panels demontieren und als Folgeprojekt dann neue montieren und das komplette Dach schleifen/streichen etc etc etc – die Liste liesse sich noch ziemlich lange so weiter führen. Unter dem Strich: es gab wirklich sehr viel zu tun bis unsere Nai’a von aussen wie von innen in neuem Glanz erstrahlte.

Einige Vorher/Nachher Impressionen

Langsam sollte es mal ins Wasser gehen

Bevor wir Ende April wieder zurück in die CH fuhren, erreichte uns noch eine Hiobs-Botschaft von Franz; Netzhautablösung -> OP -> Schonzeit. Für uns ein kleiner Dämpfer (nicht auszudenken, wie das für Franz selber gewesen sein muss), da er uns ja eigentlich ab dem 6. Mai für 1-2 Wochen hätte begleiten sollen, um uns das Schiff (im Wasser) nochmals mit allen Facetten zu erklären/übergeben. Somit war klar, dass wir zu zweit Einwassern würden. To cut a long story short; wir hatten kurzerhand den Termin auf den Montag, 16. Mai verschoben (so hatten wir auch nochmals genügend Zeit Freunde & Familie in der CH zu sehen und eigentlich hatten wir ja sowieso alle Zeit der Welt).

Fast-Forward: 16. Mai. Die Motoren hatten wir ja bereits getestet bei der Wartung – da wird uns ja wohl nichts mehr im Wege stehen. Hm, nicht ganz. Am Morgen des 16. kam mir die glorreiche Idee, die Motoren doch nochmals zu starten, dass wir auch sicher sein konnten, dass wir das erste Hafenmanöver durchführen konnten. Beim Check des ersten Motors fiel uns auf, dass irgendwoher Wasser tropfte. Nach kurzem Suchen war uns klar, dass es die Seewasserpumpe war, welche leckte. Zwar nur ein bisschen Wasser, aber sicherlich war es einfacher/besser, das Problem noch an Land zu beheben. Wieder Kurz-Fassung: Techniker kam an Bord, Bestätigung unserer Erkenntnis, Aussage, dass er es frühestens am Donnerstag lösen könne (Wartung der Wasserpumpen – mittlerweile wussten wir auch, dass beide Motoren dasselbe Problem hatten). Nachmittag, Offerte, bämm. 1‘200 € für eine Revision der beiden Wasserpumpen (in der Zwischenzeit hatten wir uns ein wenig schlau gemacht; zwei neue Wasserpumpen – ok, nicht Volvo Original – kosteten 560 € (beide zusammen)). Nach Gesprächen mit Franz, Christian (seines Zeichens Seebär und für uns eine sehr wertvolle Quelle an Segel-Informationen und zudem eine lieb gewonnene Person geworden) und Jörg (Seebär II, welcher auch zu unserer “PSL-Gemeinde“ und lieb gewonnen Personen gehört), bestellten wir bei unserem Ausrüster erster Wahl (svb.de) zwei neue Wasserpumpen und liessen diese Express nach PSL liefern. Am nächsten Mittag waren die Pumpen auf dem Schiff und der Wechsel konnte beginnen – Jörg hatte sich netterweise gleich angeboten, von Anfang an mitzuhelfen. Und ganz ehrlich gesagt, hätte ich das ohne ihn nicht hingekriegt. Zum einen brauchten wir ein Werkzeug, dass er glücklicherweise in seiner “Werkstatt“ (Schiff und nähere Umgebung 🤓) hatte (einen Abzieher). Dann aber konnten wir eine Mutter, mit welcher ein Zahnrad auf der Achse der Pumpe festgeschraubt war, nicht lose. Wir hatten beim Gegenhalten (mit Schraubstock und allen erdenklichen Hilfsmittel) sogar das andere Ende der Achse verbogen – so fest sass die Mutter. Nach Hirnen, ausprobieren, mit netten Mitseglern aus der “Nachbarschaft“ fachsimpeln hatte ich dann die Idee, den Motoren-Gott anzurufen (Heinz Dirnberger, MT Marine Technik AG in Bäch, bei welchem ich die Diesel-Motorenkurse besucht hatte). Nach kurzem überlegen (3s) meinte er dann, dass er sich erinnere, dass diese Muttern geklebt sind. Also Heissluft-Föhn holen, Mutter kurz erwärmen und zack, weg war sie. Somit war das Projekt neue Wasserpumpen beinahe beendet – nur einbauen musste ich sie noch. Das war dann aber ein Kindergeburtstag im Vergleich zur Vorarbeit. Wasserpumpen einsetzen, vier Schrauben festziehen, Seewasser-Schläuche wieder anstecken und festmachen, fertig. Kurzer Motoren-Test – alles tiptop. Somit stand dem neuen Termin, Freitag, 20. Mai um 14:30 nichts mehr im Wege.