Nachdem wir Michi und Daniela in Olbia verabschiedeten, blieben wir noch zwei Nächte an der Molo Brin. Am Donnerstagnachmittag hatten wir Besuch von Paola, einer ex-Mitarbeiterin von uns, welche aus Sardinien kommt und die mit Ihrem Mann und dem Baby grad‘ Zeit bei Ihrer Familie verbrachte. Es war schön, sie wieder zu sehen – leider musste Marco arbeiten, dafür kam sie aber mit Daniel, der grad‘ zweieinhalb Monate alt ist – also quasi noch frisch geschlüpft 🐣. Wir hatten schon diverse Tipps von Ihr für Sardinien erhalten, so war es schön, sie vor Ort in Olbia zu treffen. Als wir so beim Schwatz über dies und das waren, kam die Küstenwache vorbei und erkundigten sich, ob wir Italienisch sprächen. Wir rechneten schon mit dem Schlimmsten – als sie dann aber hörten, dass eine „Olbianerin“ an Board haben, war alles ganz locker. Sie wollten uns lediglich informieren, dass wir am nächsten Vormittag den Platz verlassen müssten, da ein Schiff der Marine käme. Der Platz, an welchem wir festgemacht waren, wurde dann mit rot-weissem Plastikband markiert, wie wir es sonst nur aus dem Tatort kennen. Uns war es eigentlich egal, da wir sowieso weiter wollten. So musste Paola am Mittag weiter und wir gingen unseres Weges, der da war (Wäsche waschen, sonstige Besorgungen tätigen und Lebensmittel-Lieferung organisieren). Die Dame vom Waschsalon war wie immer hoch erfreut, uns zu sehen – sind wir doch schon so etwas wie ihr Stammgäste. Sie ist super nett und präsentiert uns jeweils stolz ihren Dackel, welchen wir noch nie laufen gesehen haben, da sie ihn immer rumschleppt 🤣.

Am Abend gingen wir auf eine Pizza und wurden abermals nicht enttäuscht – leckeres essen, guter und (insb. im Vergleich zu der Schweiz) günstiger Wein und eine nette Bedienung. Danach war dann mal wieder alkoholfreie Zeit angesagt, hatten wir doch ab und zu übertrieben die letzten Tage (wir schieben die Schuld jeweils auf den Besuch). So tippe ich jetzt mit zittrigen Fingern, trocken seit einer Woche. Eigentlich nicht lustig, ist aber halt so… ok, das mit den Fingern war ein Scherz, die zittern wegen des Alters 🤓.

Zurück zum Tatort; unser Supermarkt hatte uns zugesagt, die Lieferung am Vormittag „gegen“ 8 Uhr zu liefern. Nachdem ich nochmals mit einem Sterne-General der Küstenwache gesprochen hatte und der mir zugesichert hatte, dass das Marine-Schiff erst gegen Nachmittag einlaufe, waren wir noch einigermassen entspannt. Wir kennen ja mittlerweile die Pünktlichkeit ausserhalb der Schweiz – dachten aber mit einem halben Tag spatzig kann schon nichts schief gehen. Ja, das dachten wir, bis die Guardia Costiera um 08.15 wieder aufkreuzte und uns mit grossen Augen anschaute (im Stil von; was macht Ihr denn noch hier?!). Das Schiff sei im Anflug (sinngemäss) – in ca. 30 Minuten sei es da und dann wäre es von Vorteil, wenn sich Nai‘a nicht zwischen dem 60m Schiff und dem Quai befände (auch das sinngemäss wiedergegeben). Die Erklärungsversuche, dass wir noch auf unsere Lebensmittel warten wurden semantisch verstanden, wirkliches Verständnis aber leider nicht gezeigt. So hätten wir erwartet, dass das Marine Schiff im Golf von Olbia ev. noch ein paar Übungsmanöver macht – leider Wunschdenken. So hatten wir die Wahl, entweder ohne unsere Bestellung abzufahren (wäre keine Welt zusammen gebrochen) oder wir verschieben uns an einen anderen Platz. Leider war an der Molo Brin alles voll, so dass wir hätten vor Anker gehen müssen. Also haben wir abgelegt, ohne wirkliches Ziel und schipperten durch das Hafenbecken – da erspähte Tanja noch einen letzten Platz an der Rückseite, wo sonst eigentlich nie ein Schiff liegt. Wir waren uns von der Tiefe nicht ganz sicher, ob es reichen würde und so haben wir uns Zentimeter um Zentimeter an die Lücke angenähert, um dann zu realisieren, dass es locker reichte. So machten wir dort fest und lotsten unsere Lieferung (welche natürlich in derselben Zeit angekommen war) an die neuen Koordinaten. Leider wurden einige Produkte falsch/nicht geliefert, aber so ist das Leben und wir beschweren uns nicht. (ui, das gibt wieder einen langen Bericht 🙈)

Am späteren Vormittag hiess es dann erneut „Leinen los“ und wir machten uns auf in Richtung Süden. Ohne fixes Ziel, mal schauen, was der Wind mit uns vor hat. Zu Beginn hatten wir den Wind noch auf die Nase, was wir mit unserem Motor beantworteten. Sobald wir aber die Insel Molara passierten, reichte es für einen am Wind Kurs und wir setzten die Segel. Nach schönen Segelstunden war unser erster Stopp beim Capo Comino – etwas schwellig (Schwell=Dünung=nicht brechende Wellen, einfach formuliert) aber ok. Am nächsten Tag dann dasselbe; Wind der mal zum Segeln reichte, mal nicht. Ab und zu hatten wir die Gedult, mit 2-3 Knoten vor uns „hinzudümpeln“ und manchmal nahmen wir den Motor zur Hilfe.

Nächster Stopp: Cala Goloritzé. Normalerweise *voller* Touristenboote – auf Grund der relativ späten Ankunftszeit (und noch immer SE Schwell) war aber kein anderes Boot dort.

Da die Windprognosen für die kommenden Tage eher gegen uns waren, entschieden wir uns abermals, so weit in den Süden zu segeln wie möglich. So machten wir nochmals viele Meilen wett und landeten an der Costa Rei im Capo Ferrato. Es ist unfassbar, wie viele (und super-schöne!!) Strände der Osten Sardiniens zu bieten hat. Oft kilometerlange, helle Sandstrände mit kristallklarem Wasser. Da fragen wir uns erneut; weshalb genau fahren (ok, fliegen, segeln) die Leute in die Karibik?! Klar, die Palmenstrände fehlen ev. – dennoch ist die Schönheit umwerfend – wir halten es noch ewig aus hier!

Bei Capo Ferrato verbrachten wir zwei Nächte und hatten den Tag mit Boots-Arbeiten gefüllt. So hatte ich endlich mal die Länge der Bowdenzüge vermessen (Gas-/Schaltkabel), welche wir noch ersetzen wollen. Die Kabel bestellt und nach Cagliari liefern lassen – wird also ein Projekt für nächste Woche. Tanja widmete sich den – aus der Schweiz mitgebrachten – Gewürzgläser. Wir hatten bis anhin diverse verschiedene Modelle. Einige prima, andere streuten die Gewürze an viele Orte, nur nicht an die, wo wir sie wollten 🤷🏼‍♂️. So haben wir uns von Galaxus ein einheitliches Set zu Michi & Daniela liefern lassen, welche uns das Paket dann vorletzte Woche lieferten. Das Ergebnis Tanjas Arbeit lässt sich echt sehen! So ordentlich war unsere Gewürz-Ecke noch nie!!

Im Süden angekommen, entschieden wir uns für die Bucht neben Villasimius. Lustigerweise liegen alle Boote relativ nahe am Hafen – keine 500m weiter hat es einen schönen Strand (mit einer Hotelanlage wo Bekannte von uns in ein paar Tagen einchecken werden) und so haben wir uns für die Distanz zu den anderen Schiffen entschieden. Das werden wir wohl nie verstehen, wie gewisse Leute die Nähe zu anderen suchen. So liegen wir nun hier bereits seit zwei Nächten und uns gefällts.

Als ich heute in der Nacht mal aufwachte, hörte ich ein Piepsen und war mir nicht sicher, ob das von Nai‘a oder von einem anderen Schiff kommt (da hat sich tatsächlich gestern Abend noch ein anderer Segler zu uns gesellt (ok, 100m Abstand). Das Piepen kam von Nai‘a uns war ihr Batterie-Alarm – Low Battery! Ich wusste, dass wir unter 50% waren – aber mit unseren Lithium Batterien sollte das eigentlich kein Problem sein. Hier ist anzumerken, dass ich mir bereits die letzten Tage über unser Batterie-Management (Solar, Laderegler von den Motoren her etc.) viele Gedanken gemacht habe, da ich denke, dass irgend etwas nicht OK ist. Es läuft zwar immer alles – aber irgendwie doch nicht ideal. So habe ich den Alarm quittiert und mich wieder hingelegt. Am Morgen erwachte ich dann von einem anderen Geräusch – diesmal war es die Batterieüberwachung, die Kapriolen machte. Und da ich von Strom etwa soviel Ahnung habe wie die Franzosen vom Ankern, begab ich mich einfach mal auf Fehlersuche (regelmässige Leser unserer Beiträge verstehen den Vergleich – für die Unregelmässigen: …die machen was, nach Lehrbuch ist es aber sicherlich nicht – und so ist es eben auch bei mir und dem Strom). Schlussendlich hat geholfen, den Solar-Laderegler auszuschalten und die Batterie eine Stunde mit dem Diesel-Motor zu laden. Problem kurzfristig gelöst, langfristig aber nicht behoben – kommt auf die Liste („Die Liste“; umgangssprachlich für eine unendliche Liste, welche jeder Bootsbesitzer führt, gefüllt mit Dingen, die irgendwann gemacht werden müssen/sollen und die man auch gerne einfach so vor sich hin schiebt).

Was sind denn so unsere nächsten Pläne? Kommt immer drauf an, was als nächstes kaputt geht 👨‍🔧. Die nächsten Tage sind wir noch vor Villasimius (sind übrigens mal wieder à jour mit der Berichterstattung) und nächste Woche sind wir Di-Sa in Cagliari im Hafen. Dort sind wir am Arbeiten (jaja, wir arbeiten auch – nicht nur am Schiff!) und haben uns einen Hafen gegönnt (v.a. auch den Batterien, die dann mittels Landstrom mal wieder 100% erreichen werden). Vermutlich bleiben wir noch ein paar Wochen im Süden – am 6. August kommt dann der nächste Besuch, Christian Meier (einer meiner besten Freunde) mit seinem Sohn. Und da sie den Flug nach Cagliari haben, liegt es nahe, dass wir dann noch in der Gegend sind 🤓. Fanpost, Frässpäckli und dergleichen also am besten via ihnen uns zukommen lassen.