Wir freuten uns riesig auf das bevorstehende Wiedersehen mit Andy und Silvia (Sissi). Wir vereinbarten uns vor der Île Saint-Honorat zu treffen. Ihre Struwwelpeter lag bereits vor Anker, Nai’a setzte sich daneben. Da es zu diesem Zeitpunkt bereits später Nachmittag war und Dani noch etwas fürs Büro erledigen musste (und ich in der Küche beschäftigt war) gingen wir nur kurz mit dem Dinghy rüber, um Hallo zu sagen. Nach einer herzlichen Begrüssung und einem leckeren Frappuccino verabredeten wir uns zum Apéro/Abendessen bei uns.

Pünktlich um 1830 Uhr starteten wir den Abend in dieser geselligen, bereits gut vertrauten Runde. Wir tranken viel Wein und assen einen leckeren vegi Gratin. Ein durch und durch gelungener, gemütlicher und v.a. gesprächiger Abend, hatten wir uns doch beide auf den neusten Segel-Erlebnis-Stand bringen müssen 😉. Nach dem Dessert verabschiedeten wir uns schliesslich kurz vor Mitternacht, mit dem Vorhaben, sie am nächsten Morgen mit dem Dinghy abzuholen. Wir wollten auf Saint-Honorat spazieren und anschliessend im (einzigen) Restaurant auf der Insel Mittagessen gehen.


Saint-Honorat ist eine bezaubernde kleine Insel vor Cannes. Sofort haben wir die Begeisterung unserer deutschen Freunde verstehen bzw. nachempfinden können. Ein traumhafter, fast magischer Ort. Bescheidene Steinkapellen und das denkmalgeschützte Kloster, Weinberge, wilde Strände und das dichte Unterholz der Aleppo-Kiefer prägen das Landschaftsbild. Hüter der Insel und ihrer Weinberge sind seit Jahrhunderten die Mönche des Zisterzienserordens. Die kleine Insel bietet alles, um die Zeit still stehen zu lassen. Ausser den 20 Mönchen, welche heute im Kloster leben, gibt es keine weiteren Inselbewohner. Alle Tages-Besucher/Restaurant-Angestellte etc. verlassen am Abend mit der letzten Fähre jeweils die Insel. Von sehr gutem Ruf ist der Wein, den die Mönche, die hier seit dem Jahre 410 leben, anbauen. Gegenwärtig besteht die Gemeinschaft, die sich dem Vorbild des Heiligen Benedikts verschrieben hat, aus 20 Brüdern zwischen 29 und 89 Jahren. Unermüdlich bewirtschaften die Mönche den 8,5 Hektar kleinen Weinberg auf traditionelle Weise. Jährlich werden offenbar nur 35 000 Flaschen produziert und jeder Jahrgang wird nach einem anderen Heiligen benannt: Saint-Honorat, Saint-Sauveur, Saint-Pierre, Saint-Césaire… Nebst den Weinen bieten sie zudem den Lérina Likör zum Verkauf an. Leider haben wir weder noch verkostet, hatten wir doch «dummerweise» noch Restalkohol vom Vorabend intus 🫣.


Das Kloster ist ebenfalls eine Augenweide, liegt es inselmittig, umgeben von herrlich duftenden Blumenstauden, alten Palmen und diversen anderen Pflanzenarten. Eine grüne Oase der Gelassenheit und Ruhe.

Nach unserem Inselrundgang gönnten wir uns im herrlich am Meer gelegenen Restaurant, wo trotz des ruhigen Klosterlebens täglich reger Betrieb herrscht, ein leckeres Mittagessen.

Was für eine traumhaft schöne Insel, der Kontrast zur Côte d’Azur könnte nicht grösser sein. Liegt sie doch nicht mal fünf Kilometer davon entfernt, mit ihren Yachten und dem Glanz von Cannes und scheint in ihrer Ruhe doch Lichtjahre entfernt. In solchen Momenten atmet man den auf der Insel allgegenwärtigen Eukalyptus-Duft noch tiefer ein und besinnt sich auf das wesentliche im Leben. Gesund und glücklich sein ist doch eigentlich alles was zählt, oder? Glücklich und zufrieden kehrten wir schliesslich auf unsere Boote zurück, wo wir uns ein Nickerchen gönnten. Am Abend tuckerten wir mit unserem Dinghy rüber zu Andy und Sissi. Erst nahmen wir den Apéro auf Ihrer Lounge im erhöhten Steuerstand ein (was für ein tolles Element 😊), danach gings einen Stock tiefer weiter. Sie verwöhnten uns mit viel Rosé Sprudel und einer herrlichen Käseplatte mit allem drum und dran.


Zwischendurch wurden wir noch von der Zoll-Behörde «gestört». Haben wir diese doch während des Apéros von der Struwwelpeter aus mit ihrem Schlauchboot eine Runde um Nai’a drehen sehen. Mit flauem Gefühl im Magen aber mit der Ehrlichkeit eines Eidgenossen, fuchtelten wir mit unseren Armen wie wild in der Luft, um auf uns Aufmerksam zu machen. Es funktionierte. Sie kamen zu Dritt in einem schwarzen Schlauch-Speedboat angesaust. Ihre dunklen Uniformen und ihre strengen Gesichter waren zu Beginn noch recht furchteinflössend und liessen unsere Pulse grad ein paar Takte schneller schlagen. Dani ging dann runter und begrüsste sie nett. Er packte sein bestes französisch aus, bis die Herrschaften freiwillig auf Englisch wechselten. Nicht weil Dani’s Sprachkenntnisse so schlecht waren, sondern weil die Thematik dann doch mehr abverlangte als das übliche «Touristen-Voci». Es ging um die Mehrwertsteuer. Sie wollten wissen, ob wir diese für Nai’a bezahlt haben. Zum Glück sind wir im Besitze der nötigen Papiere, welche wir aber nicht mal vorzeigen mussten. Dani wollte sie noch auf dem Handy vorzeigen, sie verneinten jedoch und meinten, wenn wir sagen, dass wir sie haben, würden sie’s auch glauben. So ganz nach dem Motto: Ein Mann, ein Wort. Was für eine angenehme Begegnung (in nachhinein 😉). Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir nämlich nicht sicher, ob die besagten Dokumente einer rechtlichen Überprüfung standhalten würden. Wir haben diese Thematik schon vorgängig juristisch abklären lassen, jedoch konnte uns niemand eine finale, wirklich verlässliche Antwort darauf geben. Nun haben wir die Gewissheit, dass unsere Dokumente «verheben» – uff, ein Stein fällt uns vom Herzen. Geht es ja doch um ein paar «Fränkli».


Zurück zum Abend. Es war herrlich, ausgelassen und lustig. Zu später Stunde spielten wir dann auch noch «Wer bin ich». Bei diesem Spiel erhält jeder ein Post-it mit dem Namen einer bekannten Person/Wesen auf die Stirn geklebt, mit dem Ziel diesen mittels geschlossener Fragen zu erraten. In Kombination mit Alkohol war das natürlich nicht immer ganz einfach und oft wiederholten sich die Fragen 😉 – aber irgendwann kamen alle ans Ziel. Hier muss erwähnt werden, dass ich in einer Runde Harald Juhnke war?!? Hä, wie kommt man denn auf den? Habs trotzdem geschafft…😊


Wir entschieden am nächsten Tag gegen Mittag, Richtung Antibes aufzubrechen. Es war Sissi’s Geburtstag und dies wollten wir gemeinsam, gebührend feiern (schon wieder 😉). Das Nachmittags-Programm gestaltete jeder individuell. Andi und Sissi gingen auf Altstadt-Rundgang, wir hingegen wollten noch etwas aktiv sein und marschierten dem Küstenweg entlang (eine schöne Rundwanderung um das Kap von Antibes). Diesen Tipp haben wir ebenfalls von Andi und Sissi erhalten, da sie diese Wanderung bereits gemacht hatten.


Über viele Treppen, gekachelte und betonierte Wege und Stege führt der schöne Wanderweg entlang der steinigen Küste. Der gesamte Abschnitt der Küste ist felsig und sehr schroff. Es gibt einige Rampen, auf denen man zum Meer hinunter kann, aber keine eignet sich wirklich zum Schwimmen. Auf der einen Seite des Wegs begleitet uns lange Zeit eine hohe Mauer, die den Sentier du Littoral von mehreren großen Luxusanwesen trennt, die vom Weg aus aber leider nicht einsehbar sind. Nur die Überwachungskameras sind unübersehbar. Kein Wunder also, lautet die Bucht auch auf den Namen «Bay of Antibes Billionaires».


Zurück an Bord haben wir uns frisch für den «Ausgang» gemacht. Pünktlich um 1800 Uhr wurden wir von unseren Freunden mit dem Dinghy abgeholt und sicher an Land gebracht. Dort ging es mit dem Uber direkt ins Zentrum von Antibes. Eine tolle, überschaubare Stadt. Die Stadt lebt und bietet alles was das Herz begehrt. Seien es edle Boutiquen, leckere Restaurants oder trendige Bars.

Sissi hatte ein Restaurant reserviert, in welchem sie zuvor schon mal waren, wussten also, dass die Küche lecker war. So war es auch. Wir genossen einen kulinarisch himmlischen Abend mit diversen Gerichten zum Teilen und einer feinen Flasche Rosé. Es hat alles gestimmt. Natürlich blieb es nicht «nur» beim Restaurantbesuch, schliesslich mussten wir Sissi’s Geburi feiern. Wir zogen also weiter durch die Altstadt auf der Suche nach einem hübschen Lokal für einen «Absacker». Eine kleine, aber feine Weinbar wurde schliesslich gefunden und sofort in Beschlag genommen. 2 Flaschen Rosé später verliessen wir etwas müde, aber glücklich das Lokal Richtung Hafen bzw. Uber. Am Dinghy Hafen angekommen wurden wir spontan noch auf eine Flasche Crémant auf der Struwwelpeter eingeladen, zur Feier des Tages bzw. zum Abschluss eines wunderschönen Abends.. und zudem «ein letztes Mal anstossen» im Wissen, dass sich unsere Wege (vorerst) am Folgetag trennen werden. Vor lauter Aufregung (ev. war es auch der Wein) hatte Dani noch kurz einen Taucher ins Meer gemacht beim Knoten-Lösen des Dinghys. Nebst einem nassen Hemd hatte es für ihn aber keine sichtbaren Konsequenzen 😜.


@Andy & Sissi: Herzlichen Dank an dieser Stelle nochmals für alles – es war herrlich mit Euch!! Auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen auf Sardinien 😊.


Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns – die Struwwelpeter nahm Kurs auf Èze und wir blieben vor Anker. Am Nachmittag spazierten wir noch durch Juan-les-Pins. Die hübsche Strandpromenade, wo sich ein Beachclub an den anderen reiht, ist wirklich sehenswert und lädt hier und da zum Apéro ein. Wir hingegen konnten gut widerstehen, haben wir uns beim Verabschieden noch gegenseitig geschworen, mindestens eine Woche keinen Tropfen mehr anzurühren. Bis heute haben wir (und auch die anderen) tapfer durchgehalten 💪🏻😊. Es war auch gar nicht schwierig, tat sogar ganz gut 😉. Die anschliessende Nacht war kurz (0300 Uhr war Abfahrt), denn wir wollten das gute Wetterfenster für die Überfahrt nach Korsika nutzen. Mehr dazu aber erst im nächsten Bericht 😊.

Good news zum Schluss: wir haben doch tatsächlich am letzten Tag vor der Überfahrt unsere Ersatzteile in Golfe-Juan abholen können. Andy und Dani erledigten das gemeinsam noch am Morgen ihrer Weiterreise (er brauchte auch noch Material vom Shop). Endlich 💪🏻