Es kam uns schon fast etwas seltsam vor, plötzlich waren wir nach fast drei «action-reichen» Wochen wieder nur noch zu zweit. Es fühlte sich aber ehrlicherweise auch gut an. Besuch ist zwar jedes Mal wunderschön, aber halt auch mit Arbeit und mit gewissen Einschränkungen verbunden. Teilen wir doch unsere eigenen vier Wände, und riesig ist Nai’a bekanntlich nicht. Aber es ist auch wunderschön, wenn Nai’a belebt wird und Action in die Bude kommt.

Nachdem wir also am Sonntag alle drei Freunde verabschiedet haben, nächtigten wir noch einmal vor dem Hafen von Santa Eulalia. Am nächsten Tag hatten wir noch eine Menge Wäsche zu waschen und gönnten uns anschliessend eine leckere Pizza in Ibiza Town.

Am Dienstagmorgen hiess es noch mal proviantieren (v.a. Früchte und Gemüse haben gefehlt) und dann gings gegen den frühen Abend abermals rüber zur wunderbaren Nachbarsinsel Formentera. Unsere Ankerbucht war wie immer rappelvoll, jedoch wussten wir aus eigener Erfahrung, dass die meisten Motorboote nicht über Nacht blieben und somit, bis auf ein paar Segler, das Meer und der Beach für uns exklusiv 😉 zur Verfügung stehen würde. Wir konnten sogar noch einen first row Platz ergattern – Glück muss man haben. Zum Abschluss des Tages, sozusagen das Tüpfelchen auf dem i, kamen wir noch in den Genuss eines traumhaften Sonnenuntergangs über Meer. Herrlich! Am nächsten Morgen nutzten wir die Gunst der Stunde und brachen früh zu einem Landgang auf. Schnell schwimmend sind wir auf der Insel angekommen um die Insel, praktisch noch menschenleer, zu begehen. Unser Aufenthalt war kurz aber schön. Die Hitze drängte uns, den Spaziergang vorzeitig abzubrechen und zurück zu Nai’a zu schwimmen. Kurze Zeit später lichteten wir den Anker und segelten wieder gen Süden. Unser Ziel war abermals der schöne Platja Es Arenals. Dort haben wir für die nächsten vier Tage den Anker gesetzt und das süsse Nichtstun genossen. Wir sind mit Quallen geschnorchelt, geSUPt, haben lecker gekocht und sind an Land spazieren gegangen. All in all ein wunderbarer und wohlverdienter Mini-Urlaub 😉.

Nachdem der mühsame Schwell zugenommen hat, sind wir schweren Herzens aufgebrochen, um abermals auf der anderen Seite Schutz zu suchen. Das Anker-lichten Manöver ist keine Hexerei und so setzte ich mich ans Steuer. Dani auf dem Vorschiff zeigte mir wo der Anker liegt und so hätte ich ihn (unter normalen Umständen) mühelos raufholen können. Hätte weil… es kam anders. Anstelle vom «Raufholen» spulte die Kette plötzlich wieder ins Wasser, und zwar mit einer rasanten Geschwindigkeit. Unkontrollierbar. Anstelle von vorher 12 Meter Kette im Wasser, lagen da plötzlich 30 Meter drin. Was ist geschehen? Die Ankerwinde muss einen Defekt haben, sprich die Kette nicht mehr halten können. Dani hat zum Glück, nach der ersten Stock-Starre, richtig reagiert und die Kette sofort (naja, so schnell es eben ging) mit einer Leine an einer Klampe gesichert. So konnte sie zumindest nicht noch weiter abrutschen. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt ja schliesslich nicht, ob wir die Kette jemals wieder hochkriegen würden. Man bedenke an dieser Stelle das Gewicht einer solchen Ankerkette 🙈 Tja, was nun? Dani begab sich daraufhin sofort in den Ankerkasten, um nach den Spuren der Ursache zu forschen. Wenig später war klar woran es lag. Ein kleiner Metall-Stab ist aus der Winde rausgefallen, wodurch sie quasi im Leeren rotieren konnte. Mein Dani (Alles-Könner) hat sich einmal mehr flink zu helfen gewusst und den Metallstab wieder ins Loch gedrückt und mit einem Kabelbinder befestigt. Danach konnte die Winde wieder mühelos bedient und kontrolliert, sprich die Ankerkette wie vorher entsprechend raufgenommen und runtergelassen, werden. Gott sei Dank. Der Schreck sass uns aber nach wie vor gewaltig in den Knochen und wir wussten, dass dieser quick fix lediglich von temporärer Natur war. Ab diesem Zeitpunkt graute es uns vor erneuten Anker-Manövern.

Wir entschieden daher, gen Norden zu segeln und am Strand von Ses Salines, geschützt vor Wind und Welle, bei unseren Freunden (Experte Franz und Christian) Rat einzuholen. Das Ankermanöver funktionierte zum Glück einwandfrei. Sie rieten uns unisono so schnell wie möglich eine neue Ankerwinde zu bestellen, um die alte zu ersetzen. Nachdem wir bei SVB die entsprechende Expressbestellung, mit Lieferort: Social Project in Santa Eulalia, aufgegeben hatten, planten wir die nächsten Tage bis zur Lieferung vorsichtig durch. Es galt primär weitere unnötige Ankermanöver zu vermeiden. Etwas erfreuliches wollen wir Euch hier (bei allen sonstigen negativen Vibes) nicht vorenthalten. Auf der Fahrt nach Ses Salines hat tatsächlich eine Makarele (nebst einer riesigen Plastikplane 😤) angebissen, welche uns ein leckeres Abendbrot bescherte.

Leider kehrte der Wind abermals zu unseren Ungunsten und so war es auch in Ses Salines nicht mehr wirklich gemütlich. Wir entschieden uns abermals den Anker zu lichten – leider war die temporäre Lösung in diesem Moment fürs Büsi, sprich die Kette ging runter statt hoch. Oh nein, nicht schon wieder. Abermals, und dieses Mal lag die Leine schon bereit, fixierten wir die Kette an der Klampe, um weitere unkontrolliert ausfahrende ungewollte Kettenmeter zu vermeiden. Mit ungutem Gefühl fuhren wir zurück nach Formentera (Westseite) um dort die Zustellung des Paketes abzuwarten. Zu früh in Santa Eulalia aufschlagen wollten wir nicht, da die Ankerbucht nicht gross und bei diesem Wetter sehr ungünstig ist. Wir geben an dieser Stelle zu, dass wir mit diesem Entscheid, bewusst weitere Ankermanöver in Kauf nahmen. Dies sollte uns dann auch eine Lehre gewesen sein, denn kaum an unserem Ankerplatz angekommen, starteten wir das Anker-Manöver und leider ging es auch dieses Mal schief und wir hatten am Ende von den gewollten 15 Meter, glatt das doppelte im Sand. Dies nahmen wir aber in Kauf, je mehr Kette desto besser und wir hatten keine unmittelbaren Nachbarn zu befürchten. Somit fixte Dani erneut das blöde Metallding in der Hoffnung, dass es beim Anker lichten am nächsten Tag (die Paket-Zustellung wurde nämlich am Folgetag erwartet) auch standhielt. Oh Wunder, es hielt tatsächlich.

Das Gefühl, das neue Teil bald auf Nai’a zu wissen, war grossartig. Es gab uns Mut und Hoffnung 😉. Wir ankerten abermals vor dem Hafen Santa Eulalias um so schnell wie möglich das Teil an Bord zu holen. Wir nutzten aber trotzdem noch die Gelegenheit nochmals eine Wäsche im Salon in Gang zu setzten und während dem Warten im Social Project einen Burger zu essen und Helios (Besitzer des Restaurants) unsere Dankes-Worte zu übermitteln. Die Marina hatte nämlich unsere Anfrage (damals bei der Bestellung der neuen Ankerwinde), ob wir das Päckli ausnahmsweise an sie adressieren dürfen und für uns entgegenzunehmen (obwohl wir viel CH-er Schoggi in Aussicht stellten), abgelehnt ☹. Sehr frustrierend für uns, kannten wir doch die halbe Belegschaft aufgrund unserer häufig vor Ort getätigten Dinghy-Berth Buchungen. Tja, wir kannten ja sonst niemand in Santa Eulalia. Unsere letzte Hoffnung war damals unser Lieblingsrestaurant anzuschreiben. Aber, erkennen uns die Jungs vom Restaurant wieder und falls ja, würden sie uns diesen Gefallen erfüllen? Wir schrieben also eine nette SMS mit unserer Anfrage und einem Foto von uns zu Identifikationszwecke. Und siehe da, wir wurden nicht enttäuscht. Es war einfach grossartig zu lesen, dass dies gar kein Thema sei und wir ruhig ihre Lieferadresse verwenden dürfen. Das Päckli war in Wahrheit ein Paket und wog satte 35kg. Dani schaffte es dennoch das Teil an Bord unseres Dinghys zu hieven und sicher zu Nai’a zu bringen. Dort verstauten wir es erstmals im Salon, da wir noch keinen Plan hatten wo genau wir diese mehrstündige/mehrtägige(?) Arbeit wohl verrichten werden.

Da das Wetterfenster am Samstag darauf gut war, nutzten wir die Gunst der Stunde um nach Mallorca zu segeln. Wir wollten aber auf keinen Fall mehr ankern. Wir haben uns daher für das Bojenfeld bei Cabrera entschieden. Wir hatten Glück, hatte es an diesem Tag grad eine Boje frei, so ausgebucht wie’s dort immer ist. Wir kamen nach 12 Stunden Fahrt dort an, krallten uns die Boje, was uns auf Anhieb gelang, und genossen noch den angebrochenen Abend. Alt sind wir an jenem Abend aber nicht geworden, zu müde waren wir vom Segeltag. Am nächsten Morgen genossen wir eine Wanderung auf der Insel, bevor wir uns auf zur nächsten reservierten Boje machten 😊.

Portopetro war das neue Ziel. Aufgrund der hervorragenden Segelbedigungen kamen wir zügig voran und erreichten das Ziel unter 4h. Der Marinero war schon in Stellung und half uns sogar beim Bojen-Manöver. Wie nett! Die Sonne ging gerade unter. Auch dieser Abend sollte eher früher als später sein «Ende» nehmen. Wir haben uns für zwei Nächte vor Ort entschieden um genügend Zeit zu haben alle nötigen Arbeiten, vom Ausbau der alten Ankerwinde bis zum Einbau der Neuen, in Ruhe erledigen zu können. Ob dieses Zeitfenster wohl gereicht hat, erfährt ihr im nächsten Bericht.

Die obigen Infos werden im nächsten Bericht nochmals beschrieben, dieses Mal schildert Dani in seinen Worten und mit Fachsprache seine Sicht der Dinge 😉.