Die kleine Berichterstattungs-Pause ist der Arbeitswoche geschuldet. Genau, Ihr habt richtig gelesen, Dani und ich müssen auch mal arbeiten und Geld verdienen ☺️. Sprich, Home Office auf dem Boot war angesagt. Danach mussten wir eine Woche Schreibpause als Belohnung einlegen, zu viel auf einmal tun ist ja auch nicht gut 😂.

Die Verbindung auf dem Boot war hervorragend. Wir konnten beide (ich drinnen, er draussen) die ganze Woche 100% arbeiten, was toll war und Spass gemacht hat. So konnte ich mit meinen «alten» Gspönli connecten und kam dadurch in den Genuss einer sehr bereichernden Abwechslung vom sonstigen Segler-Alltag. Dani, der jedoch auch zwischendurch arbeitet, konnte ebenfalls via E-Mails und Video-Calls seine Kollegen sprechen und war somit auch mal wieder am Puls seiner Geschäftstätigkeit.

Die Abende dieser vollen Arbeitswoche füllten wir mit Kochen, Freunde treffen und Restaurants testen ;-). Wir haben uns v.a. auf unser Lieblingsrestaurant in Port Sóller gefreut, Sa Barca, welches wir im letzten Herbst kennen- und lieben gelernt haben. Mein Team hat mir als Abschiedsgeschenk einen super grosszügigen Gutschein von eben diesem Restaurant geschenkt (da hatte wohl Dani auch seine Finger im Spiel 😜). Was für eine tolle Geste! Wir haben uns dann Mitte Woche «schigg» gemacht und uns einen leckeren Abend dort gegönnt. Es war fantastisch und auch Jürgen, der Chef des Hauses, hat sich gefreut uns wiederzusehen. Wir haben dort einen sehr guten deutschen Riesling («Little Lion«) getrunken, welchen wir kurzerhand im Anschluss grad im 6er Pack mit aufs Boot schleppten 😆.

Am Donnerstagabend haben wir uns mit Robi (Ex-Chef von Dani) und Dolores, welche seit einigen Jahren auf Mallorca leben, zum Abendessen verabredet. Wir suchten uns ein mallorquinisches Restaurant aus, welches auch für sie noch unbekannt war (sie kennen sonst wirklich jedes Restaurant und haben immer die besten kulinarischen Tipps auf Lager). Das Essen und die Atmosphäre waren top, der Service hätte jedoch noch «room for improvement». Das hat uns jedoch nicht gross gestört. Wir genossen das Zusammensein, brachten uns up to date und lachten viel. Die Zeit mit ihnen verging einmal mehr leider wie im Fluge und so mussten wir uns nach einem «Schlummi» an der Promenade auch schon wieder verabschieden. Schliesslich mussten wir alle am nächsten Morgen früh aufstehen und arbeiten. Wir verabredeten uns aber schon wieder für die Woche darauf – Dani wollte nämlich eine Führung auf dem Weingut Binigrau organisieren.

Als Abschluss der Arbeitswoche testeten wir nochmals ein richtiges «local» Restaurant, welches wir ebenfalls wärmstens weiterempfehlen können. Der Ausblick über den Hafen ist phänomenal und das Essen einfach aber gut. All you need! An diesem Abend wurden, sobald die Dunkelheit anbrach, überall am Strand Fackeln angezündet und Sirenen heulten. Wir mussten dann die «locals» fragen, was das zu bedeuten hat und haben schliesslich erfahren, dass “Nostra Senyora del Carmen» gefeiert wird. Bei dem Fest zu Ehren der Nostra Senyora del Carmen wird die Schutzheilige der Fischer auf Mallorca geehrt. Die Häfen werden mit Fackeln beleuchtet und verschaffen am Abend eine romantische Atmosphäre.

Schon immer wollten wir mit dem historischen Zug mit den hölzernen Waggons und braunen Lederbänken von Sóller nach Palma («Roter Blitz») fahren. Am Samstag haben wir es dann auch wirklich getan. Zuerst sind wir aber vom Hafen aus mit der elektrischen Straßenbahn zur fünf Kilometer langen Fahrt Richtung Sóller aufgebrochen. Die offenen Waggons schaukeln hautnah an Häusern und Gärten des historischen Zentrums vorbei, man könnte unterwegs Blumen und Zitronen pflücken. Direkt gegenüber der Endstation befindet sich der Bahnhof, wo auch schon der «Rote Blitz» auf uns wartete. Die Bahnstrecke wurde im April 1912 eröffnet und ist gut 27 Kilometer lang, was einer Fahrzeit von rund einer Stunde entspricht. Es ist daher eher eine gemächliche aber spekakuläre Fahrt. Das Tramuntana-Gebirge wird durch ein mutigs Viadukt und 13 pechschwarze Tunnels (der längste misst 2876 Meter) überwunden, in denen der kleine Zug mächtig rattert und dröhnt. Immer wieder tun sich grossartige Blicke über schroffe Felsmassive und grüne Täler auf, durch die kleinen Schiebefenster strömt würzige Bergluft in die Waggons. Die Trasse führt schliesslich durch weite Zitrus- und Olivenhaine hindurch, dann geht es in die Vororte von Palma, mit gut 400.000 Einwohnern Hauptstadt Mallorcas. Eine geruhsame Zeitreise geht zu Ende. Transportiert werden übrigens rund eine Million Passagiere pro Jahr! In Palma angekommen sind wir zuerst durch die Gassen geschlendert, haben Kaffee und Schoggigifpeli gegessen und schliesslich bei Misha Halt gemacht. Dani kennt Misha schon seit ca. 10 Jahren oder noch länger. Er hat jahrelang ein wunderbares Restaurant in Mitten von Palma geführt, welches Dani auf seinen jährlichen Malle-Reisen immer berücksichtigt hat. Leider ist dieses seit der Pandemie geschlossen. Nun ist er aber zurück mit seinem neuen Tapas-Lokal «Vi Vermell«. Wir kündigten uns nicht an, sondern wollten ihn einfach «überfallen». Die Überraschung war riesig und die Freude nocht grösser. Misha ist ein wunderbarer Mensch und ein wahres Sprachtalent. Er spricht x Sprachen, u.a. auch CH-er Deutsch. Woher er das kann? Radio Pilatus sei Dank! Es ist wirklich unglaublich aber wahr 🤩. Kaum hingesetzt kam er auch schon mit einer Flasche Weisswein um die Ecke. Nach der Lunch-Pause verabschiedeten wir uns mit der Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen – zu Ehren eines speziellen Tages. Palma war mittlerweile rappel-voll mit Touristen, so dass wir uns glücklich aber müde in den Bus zurück nach Port Sóller setzten.

Auf unserer Nai’a ist dann endlich wieder Ruhe eingekehrt und so konnten die restlichen Nachmittagsstunden mit Faulenzen gefüllt werden. Am Abend nämlich gingen wir abermalls auswärts (ja, es war schon viel, aber wer den Hafen kennt, kommt einfach nicht darum rum – zu viele tolle Restaurants reihen sich hier aneinander… und kochen können wir auch später noch, die Küche rennt uns schliesslich nicht davon 🤣). Unser Ziel für diesen Abend war das Agapanto. Dieses liegt hübsch am Strand und ist Romantik pur. Auch wenn sich die Tische relativ eng aneinander reihen ist es trotzdem gemütlich. Die wenigen Lichtquellen, fast ausschliesslich von Kerzen oder Fackeln stammend, machen das Ambiente zu dem was es ist. Ein ereignisreicher Tag ging gegen 2300 Uhr zu Ende.

Am Sonntag hiess es dann Waschsalon aufsuchen, Einkaufen gehen, Nai’a putzen und uns auf den Abend freuen. Auch da wartete abermals ein Restaurant auf uns, es war schliesslich unser Abschiedsabend in Port Sóller. Wir hatten beide Lust auf Paella und dafür war dieser Ort perfekt. Wir genossen einen wunderschönen Abend auf der Terrasse des Restaurants mit Blick aufs Hafenbecken.

Am nächsten Morgen hiess es dann nach langen, aber tollen, zehn Nächten, Anker lichten und los. Aufgrund der Windprognosen ging die Fahrt nicht weiter nach Norden, sondern wieder runter gen Süden.

Wohin die Fahrt ging und was wir alles erlebt habe, erfährt ihr im nächsten Bericht.

Weitere Impressionen von dieser Woche: