Nach dem ersten Abend in der Bucht vor PSL/Fos ging es los mit dem ersten Segeltag an Marseille vorbei – wir wollten so weit kommen, wie möglich – denn auf dieser Strecke hat es neben den vorgelagerten Inseln direkt bei Marseille nicht viele gute Ankerplätze (zumindest hatten wir nichts in Erfahrung bringen können). So hatten wir bei wenig Wind die Möglichkeit, zum ersten Mal zu zweit die Segel zu setzen und uns weiter mit Nai‘a vertraut zu machen.

Schlussendlich wurden es leider viel mehr Motorstunden, als wir wollten – der Wind liess uns ein wenig im Stich. Das spielt aber keine grosse Rolle – in Zukunft werden wir solche Situation aber vermutlich umgehen können, da wir einfach erst dann los segeln, wenn es vom Wetter her passt (die Bucht vor den grossen Industrieanlagen von Fos lädt aber wirklich nicht unbedingt zum Verweilen ein – daher die Entscheidung für das eiserne Segel (den Motor)).

Bei der Île Riou (bei den Calanques) liessen wir den Anker fallen. Nach zwei Versuchen, bei denen der Anker nicht hielt entschieden wir uns für die Bucht nebenan, wo dies dann auf Anhieb klappte. Die “Nachbarn“ hatten uns z.T. ziemlich verdutzt angeschaut, als wir den Anker (mit genügend Kette) sauber in den sandigen Untergrund einfahren wollten (und da der Halt nicht unseren Vorstellungen entsprach, dann das ganze abgebrochen hatten). Die Ankermanöver, welche wir beobachteten, beinhalteten jeweils: ankommen, Platz suchen, Anker fallen lassen (mit ziemlich wenig Kette), fertig. Das hält zwar für den Moment und wenn es grad‘ nicht windet – wirklich wohl wäre uns bei dieser Variante aber nicht.

Am nächsten Morgen ging es weiter gen Osten – Porquerolles wollten wir erreichen, was aber ziemlich sportlich war (ca. 40 sm (Seemeilen -> à 1.8 km)) und dies bei schlechten Windverhältnissen (wenig und gegen uns). So kamen wir am späteren Nachmittag in der Bucht von Les Oursinières an, wo wir wieder zufrieden unseren Anker fallen liessen. Noch nichts ahnend von dem, was uns am Folgetag erwarten würde…

Zwar hatten wir am Vortag auf See unsere beiden Holding-Tanks geleert (mit einer Pumpe ins Meer befördert) – dass eine der Pumpen aber defekt war, hatten wir nicht bemerkt. Olfaktorisch hatten wir auf See keine Chance zu prüfen, ob es geklappt hat – nur optisch. Und das hatten wir als funktionierend beurteilt (was immer wir da im Meer gesehen hatten…). Somit überlief also der Steuerbord-Tank. Für Nautik-Novizen; den Holding-Tank würden wir auf Schweizer Deutsch als “Schiissi-Gaggi-Tank“ bezeichnen. Also wirklich, nicht lustig. Bemerkt hatten wir es, da die Bilgenpumpe anging. Das ist eines der wichtigsten Sicherheits-Utensilien an Bord, da diese automatisch anspringt, wenn sich Wasser in der Bilge befindet (Bilge=Innenseite des Rumpfs unter Wasser). Somit galt es, die Ursache/das Eintreten des Wassers (dass es nicht Wasser war, wussten wir ja noch nicht) zu finden. Ok, wirklich nicht lustig. Erste Anzeichen von Panik waren uns anzumerken. Was macht man in diesem Fall? Naja, man schaut sich mal alles an um zu verstehen, was da vor sich geht. Und dann holt man ziemlich schnell Putz-Utensilien. Gleich als nächstes ruft man die Notrufnummer – in diesem Falle die von Franz. Der – notabene auf dem Weg zur zweiten Augen-OP ins Triemli war – sich zum Glück unserer Probleme annahm und und Schritt für Schritt an die Lösung des Problems heranführte. Die Details ersparen wir Euch. Kaputt war ein Ventil, welches zur Folge hatte, dass Seewasser in den Holdingtank gepumpt wurde – anstatt eben umgekehrt. Nach “ziemlichen“ Putzen und Schrauben war das Problem dann gelöst. Unterbrochen hatten wir unsere Arbeit nur, als wir Besuch von Finn und Talissa von der Beluga (Nachbarn in PSL) auf einen Kaffee erhielten.

Schlussendlich entschieden wir uns – nach all den Strapazen – noch eine Nacht in Les Oursinières zu bleiben. Erstaunlicherweise hielt sich der Alkoholkonsum dann auch in Grenzen; schlussendlich sind/waren wir noch immer in den Anfangstagen und mussten erst noch Vertrauen ins Schiff und die Elemente gewinnen (und somit Herr/Frau unserer Sinne bleiben).