Wir haben es getan. Ja, wirklich. Wir haben unsere geliebte Nai’a verkauft.
Aber das kam nicht aus dem Nichts. Bereits im Winter, in Thailand – auf unserer kleinen Terrasse mit Blick über die Chalong Bay –, haben wir begonnen, uns ernsthaft Gedanken zu machen. Nicht aus Frust oder Erschöpfung, sondern weil da dieses leise Gefühl war: Vielleicht ist es Zeit für etwas Neues.
Zurück in die Saison gestartet, waren wir uns zuerst unschlüssig. Vermutlich hatten wir den besten Saisonstart bisher; das liess uns dann an unserer Entscheidung zweifeln, genossen wir doch ein wirklich fantastisches Leben und die Arbeit am Schiff hielt sich in Grenzen. Dennoch wussten wir, dass es die richtige Entscheidung ist. Wir erstellten also ein Inserat auf boot24 und schrieben einen ehrlichen Text dazu. Ohne Hochglanz-Bilder, nicht sonderlich aufgeräumt; halt einfach so, wie Nai’a ist. Mal schauen, was der Markt meint. Wir aktivierten es und lehnten uns zurück – haben ja die ganze Saison Zeit… und keine 24 Stunden später meldete sich Olaf. Am nächsten Tag das erste Telefonat. Zehn Tage später stand er bei uns auf Lesbos. Düsseldorf – Thessaloniki – Mytilini. Wenn das kein Commitment ist!
Zwei intensive Tage auf Lesbos
Olaf ist Familienvater, hat zwei kleine Töchter, und gemeinsam mit seiner Frau haben sie sich drei Jahre Elternzeit genommen – Deutschland macht’s möglich. Sie wollen diese Zeit für eine Atlantikrunde nutzen. Als Familie. Auf dem Wasser. Mit Nai’a?
Wir wollten ihn richtig kennenlernen – und da Tanja tagsüber arbeiten musste, haben wir kurzerhand ein Airbnb gemietet: ein Bett für Olaf, ein Arbeitsplatz für Tanja. Sonst hätte er natürlich bei uns an Bord schlafen können – aber so hatten alle ihren Raum, und ich zwei volle Tage, um ihm alles zu zeigen.
Wir redeten, lachten, schauten unter Bodenbretter, gingen segeln, assen Mettwurst, diskutierten Technik, Routen, Kinder an Bord und das Leben im Allgemeinen. Und Nai’a? Die hat sich – wie immer – von ihrer besten Seite gezeigt. Nicht hochglanzpoliert, aber ehrlich und mit Seele. Und bereit für das nächste Abenteuer.
Wehmut ahoi
Natürlich schmerzt es. Nai’a war unser Zuhause, unsere Zuflucht, unser Projekt, unser Stolz. Sie hat uns durch viele Länder getragen, durch Stürme, Flauten und Hafenkoller. Auf ihr haben wir gekocht, geflucht, getanzt, gestritten, gelacht, repariert, geplant – und vor allem gelebt.
Jetzt übernimmt jemand anders. Und das ist schön, und traurig, und lässt unsere Herzen (noch) bluten – alles gleichzeitig. Ein einziges Wechselbad der Gefühle.
Aber zuerst: noch eine letzte Saison!
Denn: Ganz so schnell geben wir sie ja nicht her. Die Übergabe ist erst auf September geplant – vermutlich in Gruissan in Südfrankreich. Bis dahin liegt noch eine ganze Segelsaison vor uns!
Und die wird’s in sich haben: Ein letztes Mal Griechenland, durch die Ionischen Inseln, rund um den Peloponnes, vielleicht Sardinien, Korsika… je nach Wind, Laune und Lust. Kein Stress, (fast) keine Nachtfahrten – aber ein straffes Ziel. Denn irgendwie müssen wir Nai’a ja nach Frankreich bringen. Challenge accepted.
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